Folge 6: Hans Thill und sein neuer Gedichtband: „Der heisere Anarchimdes“

Mit Hans Thill, Kerstin Bachtler, Stefanie Schmoll und Theo Schneider

In seinem neuen Gedichtband spielt Hans Thill mit Worten, Namen und Motiven. In Hintergrund schwingt die Weltpoesie mit. Seine Gedichte sind poetische Transformation: Personen, darunter Klassiker des Anarchismus und der Weltliteratur entstehen bei ihm gleichsam durch ihre Namen, so wie die Zeilen durch Sprache entstehen. Oft geben sich Hans Thills Gedichte, wie Michael Braun schrieb, heiter-launig, um dann plötzlich die Falltür ins existenziell Bodenlose zu öffnen.

Rezensent Nico Bleutge schätzt Hans Thills Gedichte vor allem wegen ihrer Waghalsigkeit. Wie der Autor herrlich surreal und schwerelos herumassoziiert und Klang und Rhythmus der Wörter auf den Seziertisch legt und dabei Gertrude Stein, die Mayröcker oder Falco anrufend, findet Bleutge schön. Nicht zuletzt auch, da sich ihm im Wortgestöber eine „rebellische Unterströmung“ offenbart, eine kritische Hinterfragung historischer Schichten und weil der Autor seine Stoffe nie ausstellt.

Hans Thill
Der heisere Anarchimedes

Reihe Neue Lyrik – Band 16
Gedichte
Klappenbroschur, 112 S., 18,80 Euro
ISBN 978-3-948305-04-8
poetenladen 2020

Hans Thill, ge­bo­ren 1954 in Ba­den-Ba­den, lebt in Hei­del­berg. Er ver­öf­fent­lich­te zahl­rei­che Ly­rik­bän­de und An­tho­lo­gi­en. 2004 wur­de er mit dem Pe­ter-Hu­chel-Preis aus­ge­zeich­net, 2013 hat­te er die Poe­tik-Do­zen­tur der Uni­ver­si­tät Mainz in­ne.

Hans Thill ist Lei­ter der jähr­li­chen Über­set­zer­werk­statt Poe­sie der Nach­barn, Dich­ter über­set­zen Dich­ter so­wie Her­aus­ge­ber der gleich­na­mi­gen Rei­he. Seit 2010 ist er künst­le­ri­scher Lei­ter des Künst­ler­hau­ses Eden­ko­ben.

Zu­letzt ver­öf­fent­lich­te er die An­tho­lo­gi­en Aus Man­gel an Be­wei­sen, Deut­sche Ly­rik 2008–2018 (Wun­der­horn 2018, mit Mi­cha­el Braun) so­wie Die Maul­po­sau­ne, Ge­dich­te aus Ita­li­en (Wun­der­horn 2019, mit Chi­a­ra Ca­ra­don­na). 2014 er­schien sein Pro­sa­band Buch der Dör­fer (Mat­thes & Seitz), 2015 sein Ge­dicht­band Rat­ge­ber für Zeug­leu­te (Bru­e­te­rich Press).  

(Foto Hans Thill: Annette Mueck)