Das lateinische „Ich werde mich verändern“ aus Hauffs Märchen vom Kalif Storch ist der Titel des neuen Romans von Norbert Scheuer, der soeben erschienen ist. Und obwohl auf seinem Umschlag ein Storch vor dem Hintergrund der Silhouette von Istanbul durchs Wasser stakst, spielt er, wie alle Romane von Norbert Scheuer, im Eifelstädtchen Kall. Auch das wurde vor einem Jahr von der Jahrhundertflut heimgesucht und sein Roman ist der erste, in dem dieses verhängnisvolle Ereignis literarisch thematisiert wird.
Und dieses „Mutabor“ („Ich werde mich verändern“) gilt im 9. Roman eines unserer besten Autoren nicht für einen Kalifen und seinen Diener, sondern für seine Protagonistin, die junge Nina Plisson. Elternlos und mittellos wächst sie auf, einsam und widerspenstig, normale Kommunikation verweigernd, lernt das Mädchen erst sehr spät richtig lesen und schreiben. Erst als sie von einer pensionierten Lehrerin gefördert wird, beginnt sie ihre Kindheitserinnerungen aufzuschreiben. Und verändert sich dabei zu einer selbstbewussten jungen Frau, die allerdings noch immer von der Suche nach ihrer verschollenen Mutter und ihrem unbekannten Vater besessen ist. Ebenso wie von einer zunächst vergeblichen Liebe nach einem jungen Mann, die sich gerade im Augenblick ihrer Erfüllung als unmöglich erweist.
Norbert Scheuer
Norbert Scheuer wurde 1951 in Prüm/Eifel geboren. Und macht zunächst eine Lehre als Elektriker, besuchte die Abendrealschule und studierte Physikalische Technik. Erst danach schloss er ein Philosophiestudium mit einer Magisterarbeit über Kant ab.
Norbert Scheuer begann vergleichsweise spät zu schreiben zunächst Erzählungen und Gedichte. Den bundesweiten Durchbruch und großes Lob der Kritik erreichte er mit seinem dritten Roman „Kall,Eifel“. Die Schilderung von Orten, Landschaften und meist erfolgloser Menschen der Nordeifel, die fiktional überhöht werden, sind ständiges Thema und Schauplatz all seiner Bücher. Zwei der bislang neun Romane von Norbert Scheuer, der seit Jahrzehnten am Schauplatz seiner Romane lebt, kamen auf die Shortlist zum Deutschen Buchpreis.
Sein jüngster Roman „Mutabor“ erscheint am 14.7.2022 im Verlag CH Beck.
In Podcastliteratur.de erscheint am 1.8. 22 als „Folge 21“ ein Gespräch mit Theo Schneider, in dem Norbert Scheuer ausführliche Einblicke in Leben, Werk und Schreibwerkstatt gibt.