„Wir sind Hitler bis zum Gürtel“ schrieb Bernward Vesper 1986 in seinem Roman „Die Reise“. Literatur in der Pfalz, ihre Texte, ihre Themen, ihre Inhalte, ihre Haltungen, ihre Funktion für die Propaganda der Nazis, ihre Autorinnen und Autoren, ihre Verbände und deren Vorstände steckten auch in der Bundesrepublik bis Ende der 1970er Jahre vielfach noch „bis zum Gürtel“ im Nazisumpf.
Akteure und ihre Mitläufer bestimmten mit ihren Seilschaften in Medien, Verlagen, Kulturabteilungen und Vereinen noch Jahrzehnte nach dem Krieg wesentlich das literarische Leben der Region. Sicher nicht nur in der Pfalz. Aber die Konzentration auf diese Region hat gute Gründe: Nur hier kennen wir aus eigenem Erleben die Thematik so gut. Und: Die Pfalz war das Kerngebiet des damaligen Gaues „Westmark“. Die geografischen Grenzen von damals sind also mit denen von heute vergleichbar – und damit auch das Verhalten der gleichen Autorinnen und Autoren damals als Nazis und später dann in der Bundesrepublik.
Der Befund ist also in mehrfacher Hinsicht exemplarisch. Skandalös und ein unentschuldbares Versäumnis ist allerdings, dass bis heute weder eine populäre noch eine wissenschaftliche literaturhistorische Aufarbeitung und Darstellung des Thema erfolgt ist. Die Diskussion von 1993 im SWF ist also immer noch aktuell.