Am 07. Juni 1973, also vor 50 Jahren, starb die österreichische Autorin Christine Lavant. Bis heute streiten sich Kritiker und Leser darüber, ob die Autodidaktin eine frömmelnde Strickerin war, der ein Gott zu sagen gab, was sie litt; oder ob sie nicht doch eine in hohem Maße formbewusste und handwerklich versierte Autorin war.
Was sie schreibt, fetzt jedenfalls so, dass die Fetzen fliegen, ihre eigenen vor allem.
Eine Erinnerung von Theo Schneider
Christine Lavant
Christine Lavant, am 4. Juli 1915 geboren, war das neunte Kind des Bergarbeiters Georg Thonhauser und seiner Frau Anna. Fünf Wochen nach der Geburt bekam das Kind Skrofeln auf Brust, Hals und im Gesicht und erblindete beinahe. Mit drei Jahren (1918) kam eine Lungenentzündung hinzu, die später beinahe jedes Jahr wiederkehren sollte. Bei einem Krankenhausaufenthalt 1919 wurde sie bereits als nicht mehr lebensfähig angesehen.
Dennoch wurde Lavant 1921 eingeschult. Der folgende Besuch der Hauptschule musste aber abgebrochen werden, da der Fußweg für das schwächelnde Kind zu lang schien. Das Mädchen beschäftigte sich nun mit kleineren häuslichen Arbeiten, Malen, Schreiben und Lesen, und begann zu stricken. Eine 1930 übersehene Mittelohrentzündung führte dann zu einer fast vollständigen Ertaubung eines Ohres. Zu jener Zeit kamen aber auch die ersten schweren Depressionen auf, welche die Heranwachsende letztlich nötigten, bei den Eltern zu bleiben.
Nach schweren Depressionen begab sich Christine Lavant auf eigenen Wunsch in eine Nervenheilanstalt in Klagenfurt. Ihre Erlebnisse hat sie im Text Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus verarbeitet, der erst nach ihrem Tode veröffentlicht wurde. 1939 heiratete sie den um 36 Jahre älteren Kunstmaler Josef Habernig.
1945 begann sie erstmals wieder zu schreiben. 1949 erschien der Gedichtband Die unvollendete Liebe, außerdem die Erzählung Das Krüglein, über die man urteilte:
1950 führte eine Dichterlesung zu einem großen persönlichen Erfolg der Dichterin. Sie galt danach als „vielleicht eine der hoffnungsvollsten Vertreterinnen der neuen Frauenlyrik in Österreich“
1970 bekam die Dichterin den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur, und musste wieder ins Krankenheim. Am 7. Juni 1973 verstarb Christine Lavant im Landeskrankenhaus Wolfsberg.