Dagmar Leupold (*1955 in Lahnstein) ist eine wichtige und produktive Schriftstellerin des Landes, die schon sehr lange in München lebt und zuvor viele Jahre in Italien und New York verbracht hat. Und deshalb, denke ich, hierzulande weniger wahrgenommen wird als dies unbedingt notwendig wäre.
Sie hat nicht nur 12 Romane und 5 Gedichtbände geschrieben, sondern auch zahlreiche essayistische und poetologische Beiträge. Und sie ist Übersetzerin aus dem Englischen und Italienischen. U.a. hat sie die Gedichte von Cesare Pavese übertragen.
Darüber hinaus ist sie auch eine wichtige Akteurin im literarischen Leben der BRD: Sie war Geschäftsführerin des Deutschen Literaturfonds, hat 17 Jahre lang das „Studio Literatur und Theater an der Universität Tübingen“ und viele Literaturwerkstätten geleitet und Lehraufträge und Dozenturen in Deutschland, Österreich und den USA inne gehabt.
In Folge 60 ab dem 12. Dezember reden wir dann über ihren neuen Roman „Muttermale“, der in diesem Herbst erschien, und über ihre Schreibwerkstatt.

208 Seiten, gebunden
auch als e-book erhältlich
ISBN: [978-3-99027-234-3]
Preis: € 21,-
Dagmar Leupold – Lavinia
Der Countdown beginnt im 25. Stock eines Hochhauses in New York: Worauf Lavinia von dort aus zurückblickt, ist ein Leben, vor dessen Abgründen ihr selbst schwindelt. Wie im Sturz durch ihre Geschichte und die Zeiten erzählt sie von ihrem Aufwachsen und Frauwerden, ihren Lieben und Verlusten, von Verheerungen und Missbrauch, von Unterwerfung und ihrem Willen, sich zu behaupten. Tiefer und tiefer führt sie den Leser im Taumel des Erinnerns und im Sprachrausch des Erzählens zurück in die deutsche Provinz nach dem Krieg, in das unschuldige wie ungeschützte Glücksempfinden einer Kindheit, die in Erfahrungen von Gewalt endet, zu den versuchten Abbrüchen und Aufbrüchen eines Lebens, das sich bei allem Wanken immer wieder unbeugsam zeigt.
Lavinia ist eine Selbst- und Weltbetrachtung voller Hingabe und Wut, bitter und zärtlich, schonungslos und empathisch. Ein Lob der Liebe und ein Bekenntnis zu Widerständigkeit. Ein Buch darüber, wie sich beides in Literatur verbinden kann zu einem Rettungsversuch in schwindelnder Höhe.
Pressestimmen: „Lavinia“
Die Welt ist alles, was der Fall ist“, heißt es bei Wittgenstein. […] So viele Fragmente, Gedanken, Erfahrungen verbindet Dagmar Leupold in ihrem Roman. Humor, Wut und Zärtlichkeit wechseln sich rhythmisch ab. […] Mit „Lavinia“ gibt Dagmar Leupold einer empathischen, engagierten, kraftvoll fühlenden und klug denkenden Frau eine unvergessliche Stimme.
Carsten Hueck, Ö1 Exlibris
Die Geschichte Lavinias ist gleichzeitig eine Geschichte der Einverleibung der Weltgeschichte in einen Frauenkörper, […] auch das völlig ohne Pathos, ohne Selbstmitleid, dafür schonungslos, erzählt. […] Ein sehr kluger, ebenso fundierter wie weitreichender Kommentar zur metoo-Debatte.
Elke Engelhardt, Fixpoetry
Man kann diesen Roman auch als Beitrag zur „Me Too“-Debatte lesen. Das Fazit der Fallenden jedenfalls ist tragisch eindeutig: „Haut und Papier werden nie wieder geduldig sein.“
Antje Weber, Süddeutsche Zeitung
Dagmar Leupolds hinreißende Sprache lässt ihren Sturz durch die Zeiten zur beherzten Erkundung weiblichen Lebens werden.
Lore Kleinert, neue-buchtipps.de

272 Seiten, gebunden
auch als e-book erhältlich
ISBN: [978-3-99027-262-6]
Preis: € 23,-
Dagmar Leupold – Dagegen die Elefanten!
Herr Harald ist der Mann in der Garderobe. Er gehört zum Theater wie der Vorhang, aber niemand kommt seinetwegen, das Rampenlicht ist für andere. Er nimmt den Menschen die Mäntel ab, die Taschen, was immer sie ihm anvertrauen, um für kurze Zeit unbeschwert zu sein, und wartet bis zum Schlussapplaus, das ist sein Einsatz. Doch eines Abends bleibt ein Mantel zurück, und in dem Mantel findet sich eine Pistole. Herr Harald trägt sie nach Hause, nur: Was will er damit tun? Er kann sich schlecht gegen alles zur Wehr setzen, was ihm an der Welt und den Mitmenschen als Zumutung erscheint. Aber vielleicht kann er ihre Aufmerksamkeit auf jemanden lenken, der wie er ein Schattendasein führt: die Frau, die für einen anderen die Noten umblättert und die er aus der Ferne verehrt.
Der tragische wie komische Protagonist dieser hinreißend erzählten Geschichte ist ein Held des Alltags, ein Mann in Dienstkleidung, einer, dem es niemand dankt. Und gäbe es die Literatur nicht – und Autorinnen wie Dagmar Leupold –, wie sollten wir wissen, was für ein Reichtum an Gedanken und Gefühlen, wie viel waches Leben und wehe Sehnsucht sich dahinter verbirgt.
Pressestimmen: „Dagegen die Elefanten!“
Ein außerordentlicher Roman, der völlig ohne Kalkül oder Berechnung entstanden zu sein scheint. Eher so, als hätte man ihn eben so und nur so schreiben können.
Andrea Heinz, Der Standard
Unter der stillen Oberfläche verbirgt sich ein enorm spannender Roman: Dagmar Leupold wartet mit feinsinnigen Beobachtungen der Opern- und Kunstwelt auf und lenkt unseren Blick auf die unauffälligen Zeitgenossen. Menschen, die den Laden am Laufen halten. Einfach, weil sie ihre Arbeit als sinnvoll empfinden. Damit hat das Buch auch eine durchaus solidarische Wirkung: Es öffnet den Blick für Menschen und Dinge, die man sonst oft übersieht.
Lina Brünig, WDR5
Dagmar Leupold hat ein wunderbares Buch voller Melancholie, Schmerz und Liebe geschrieben. Elke Heidenreich, Kölner Stadtanzeiger
Dagmar Leupold, die es in ihren Romanen immer wieder meisterhaft versteht, die Spielarten des Komischen – vom Grotesken über das Surreale bis zu realistischen Variationen – zu inszenieren, interessiert sich in ihrem neuen Roman für einen kauzigen Außenseiter, dessen Wahrnehmungen, Empfindungen und Befindlichkeiten minutiös erzählt werden.
Werner Jung, Junge Welt

176 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag
Auch als E-Book erhältlich
ISBN 978-3-99027-419-4
Preis: € 24,–
Dagmar Leupold – Muttermale
Virtuos, behutsam und unerbittlich: Dagmar Leupold bringt Dinge zum Sprechen – sie erzählen von der Mutter, aber auch von Krieg, Flucht und Fremdheit.
Wie erzählt man von der eigenen Mutter? Vor über hundert Jahren in Ostpreußen geboren, vor der Roten Armee geflohen, auf Umwegen irgendwo im deutschen Westen angekommen und dort, im neuen Leben, in der neuen Zeit nach dem Krieg, von dem bald keine Rede mehr war, immer fremd geblieben. Fremd auch der eigenen Tochter, die sich weiter und weiter entfernte, bis die Geschichte der Mutter irgendwann unbegreiflich geworden war.
»Muttermale« ist der Roman einer Annäherung. In immer neuen Anläufen versucht Dagmar Leupold, Verlorenes wiederzugewinnen. Sie greift dazu auf das zurück, was vom Leben der Mutter geblieben ist, Alltagsgegenstände, Gewohnheiten, Fotos, gern gebrauchte Wörter und Sätze: alles, was über die Zeit hinweg von der Mutter zu ihr spricht.
Sie lauscht diesem Sprechen, um ihm Geheimnisse und Unausgesprochenes abzulauschen, und findet immer wieder Spuren eines Traumas.
Pressestimmen: „Muttermale“
»Ganz besonders psychologisch und stilistisch geglückt ist indes Dagmar Leupolds Roman „Muttermale“ […] wie die frühe Prägung durch eine verlorene Heimat noch die nächste Generation beeinflusst, ist selten so eindrucksvoll beschrieben worden wie hier.«
Andreas Platthaus, FAZ
»Im Schlaf hast du deine Tochter womöglich sogar gerngehabt, schreibt Dagmar Leupold in »Muttermale«. Und schon dieser schlichte Satz gibt eine Ahnung von der Wucht ihres Romans. Was die Zeile noch nicht verrät: Wie ungemein reich an Bildern und Lebenswissen die Sprache der Autorin ist. Und so leuchtet Dagmar Leupold Themen, die wahrlich oft beschrieben wurden, völlig neu aus. Das Buch beweist: Große Literatur braucht kein neues Sujet.«
Jury Bayerischer Buchpreis
Ein Roman, der in geschliffenen Sätzen Erkenntnis verdichtet.
Antje Weber, Süddeutsche Zeitung
»Bemerkenswert an diesen Erinnerungen sind die poetische Sprache und der lakonische Ton, sind die treffenden Formulierungen, an denen die Lyrikerin Leupold aufscheint. […] Wortwitz und Sprachspiele heben den Grundton der Melancholie für Momente immer wieder auf. […] So ist Muttermale auch als Dokument der komplexen und schuldbeladenen Vergangenheit unserer Gesellschaft zu verstehen.«
Sabine Scholl, Der Standard

Foto:(c) Dagmar Leupold
Curriculum Vitae Dagmar Leupold
– Geboren 1955 in Niederlahnstein.
– Abitur 1974 in Mainz: Neusprachl. Frauenlob-Gymnasium
– Studium der Germanistik, Philosophie, Altphilologie in Marburg und Tübingen,
– Staaatsexamen in Germanistik und Philosophie.
– Aufenthalt in Florenz (1980-85). Redaktionsassistentin am Kunsthistorischen Institut (KHI).
– Graduiertenstudium der Komparatistik an der City University in New York (CUNY, 1985- 90), Promotion The Oxymoron as a Model for the Generation of Text (phD) 1993.
Sprachkenntnisse:
– Gr. Latinum, Graecum
– Italienisch,
– Englisch fließend
– Französisch gut
– Polnisch Grundkenntnisse
Lehraufträge, Creative Writing und Dozenturen an den Universitäten:
– Queens College, New York (adjunct teacher in Comparative Literature) (CUNY):1988-90
– München: 1992-1994 Lehrbeauftragte für Komparatistik
– Mainz: 1994 Literarisches Schreiben
– Bamberg: 1995 Literarisches Schreiben
– Leipzig (DLL): 1996/97
– Birmingham, Aston University (und DAAD) 2001: Writer-in-Residence
– Kiel (Liliencron-Poetik Dozentur): 2002 Drei Vorlesungen: Poetischer Stoffwechsel. Erinnern, Vergessen, Korrespondieren
– München: Leitung des Kurses Manuskriptum (zusammen mit Jo Lendle, Dumont Verlag): 2002/03
– Marburg: 2004 (Sommersemester) Literarisches Schreiben
– seit September 2004 (bis 2021) Leitung Studio Literatur und Theater an der Universität Tübingen
– im Frühjahr 2006 Max–Kade-Dozentur (writer-in-residence) an der Washington University, St. Louis, USA (Lehrstuhl Prof. Michael Lützeler)
– WS 2011/2012 Lehrauftrag am „Institut für Sprachkunst“ an der Universität für angewandte Künste in Wien
Darüber hinaus Leitung verschiedener Text-Werkstätten, u.a.: Textwerk, Seminar für Romanautoren am Münchner Literaturhaus, Kloster Irsee Kunstsommer, Mentorin im Nordkolleg Rendsburg (Begabtenförderung in Zusammenarbeit mit der Arno-Schmidt-Stiftung).
Seit 1985 freie Schriftstellerin und Übersetzerin (aus dem Italienischen und Englischen), u.a. Pavese, Del Giudice, Kleinzahler.
Zahlreiche publizistische, poetologische und essayistische Veröffentlichungen in Zeitschriften, Zeitungen, Anthologien.
Literarische Veröffentlichungen (ohne Anthologien)
1988 Wie Treibholz Gedichte Pfaffenweiler Presse
1992 Edmond. Geschichte einer Sehnsucht Roman S. Fischer
1994 Die Lust der Frauen auf Seite 13, Gedichte, S. Fischer
1995 Federgewicht Roman S. Fischer
1996 Destillate (Kurzprosa und Lyrik) S. Fischer
1999 Ende der Saison Roman S. Fischer
2001 Byrons Feldbett Gedichte S. Fischer
2002 Eden Plaza, Roman C.H.Beck
2004 Nach den Kriegen Roman eines Lebens C.H.Beck
2005 Alphabet zu Fuss Essays C.H. Beck
2007 Grüner Engel, blaues Land Roman C.H. Beck
2009 Die Helligkeit der Nacht.. Ein Journal Roman C.H. Beck
2013 Unter der Hand Roman Verlag Jung und Jung
2016 Die Witwen. Ein Abenteuerroman Verlag Jung und Jung
2019 LAVINIA Roman Verlag Jung und Jung
2022 Dagegen die Elefanten! Verlag Jung und Jung
2025 Small Talk Gedichte Verlag Jung und Jung
2025 Muttermale Roman Verlag Jung und Jung
Drehbuch
(zusammen mit Fred Breinersdorfer)
nach dem Roman Eden Plaza Verfilmt unter dem Titel „Zwischen heute und morgen“
Auszeichnungen (u.a.)
Aspekte Preis für das beste Prosadebut (Edmond. Geschichte einer Sehnsucht)
Bayerischer Literaturförderpreis
Montblanc Preis für kurze Geschichten
Georg-K.-Glaser-Preis
Tukan-Literaturpreis der Stadt München
Literaturpreis der Stadt München
1999-2001 Mitglied des Kuratoriums des deutschen Literaturfonds e.V.
2013 Kuratorin des forum:autoren im Rahmen des Münchner Literaturfests
2001-2014 Geschäftsführendes Vorstandsmitglied
Mitglied des P.E.N. und des VS