In seinem Gedicht von 2009 beschreibt der (damals noch) lebende größte Dichter Russlands das legendäre Freundschaftsspiel der Weltmeister-Elf 1955 in Moskau. Und wie dabei der (damals noch) lebende größte Fußballer Deutschlands, Fritz Walter, mit seiner Geste das Eis der Weltkriegsfeindschaft zwischen beiden Ländern anknackste.
Theo Schneider hatte Jewgeni Jewtuschenko 2009 in Heidelberg zu einem Interview getroffen, bei dem u.a. auch über dieses Gedicht gesprochen wurde. Wobei dessen Rezitation durch Jewgeni Jewtuschenko auf dem Rasen des FCK in Kaiserslautern geplant wurde. Was später leider nicht mehr realisiert werden konnte.(Sprecher der deutschen Gedichtübersetzung: Rainer Furch)
Der Gedichttext als PDF: (c) der Scans: Theo Schneider
Jewgeni Jewtuschenko
Jewgeni Alexandrowitsch Jewtuschenko wurde am 18.7.1923 in Sibirien geboren. Mit 15 wurde er wegen Aufsässigkeit von der Schule verwiesen, arbeitete in einem Kolchos und einem Sägewerk. Nach diversen Einzelveröffentlichungen erreichte er 1961 den Durchbruch mit seinem Gedicht „Babi Jar“, das auch in Deutsch veröffentlicht wurde und von Schostakowitsch in seiner 13. Sinfonie vertont wurde. Seine Werke, darunter auch Romane und Erzählungen, wurden in 80 Sprachen übersetzt. In den 1960er Jahren füllte er mit seinen Gedichtvorträgen Fußballstadien. Einerseits galt er dem Regime als rebellisch und unzuverlässig und wurde vom etablierten Kulturbetrieb kritisiert, anderseits wurde er von der Bevölkerung als Rebell, der es wagt, im Kalten Krieg zur Versöhnung aufzurufen, und die Wahrheit zu sagen, gehört und verehrt. Allerdings vollzog er nie einen eindeutigen und endgültigen Bruch mit dem System der UdSSR.
Bereits 1986 plädierte Jewtuschenko für die Wiedervereinigung Deutschlands und begleitete, auch poetisch, die Veränderungen in der UdSSR unter Gorbatschow. Von 1989 bis 1991 war er Abgeordneter im Obersten Sowjet. Ab 1991 lebte er hauptsächlich Tulsa in den USA und unterrichtete Literatur an der Universität. Vielleicht ist seine schönste Ehrung neben großen Literaturpreisen wie dem Walt-Withman-Preis, dem Premio d’Annunzio“ oder dem Staatspreis der russischen Föderation, dass 1994 ein Asteroid nach ihm benannt wurde.
Jewgeni Jewtuschenko starb am 1.April 2017 in Tulsa, USA.