Extra: Joseph-Breitbach-Preis für Frank Witzel

Am 12. November 2025 wird Frank Witzel 70 Jahre alt. Sein größtes Geburtstagsgeschenk erhielt er allerdings schon im September: 50.000 Euro mit der Verleihung des Joseph-Breitbach-Preises in Koblenz. Denn von dort stammt der Schriftsteller, Publizist und Investor Joseph Breitbach (1903-1980).

Frank Witzel wurde 1955 in Wiesbaden geboren und lebt in Offenbach und Berlin. Und er ist ein höchst vielfältiger Künstler: Schriftsteller, Musiker, Komponist und Zeichner. Er illustrierte und gestaltete seine eigenen Bücher und die anderer. Er ist ein klassisch ausgebildeter Musiker, der für seine Hörspiele die Musik selbst schreibt, aber auch andere Musikstück komponiert und das Libretto zu der Oper „Dora“ verfasst hat. Vor allem aber ist er Autor von Gedichtbänden, Romanen, Erzählungen, Tagebüchern und Genres, deren Mischformen zwischen Essay, Experiment, Betrachtung, politische, psychologische und philosophische Überlegungen in keine Schubladen passen.

Das gilt auch für sein Hauptwerk, für das er 2015 den Deutschen Buchpreis erhielt: „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ ist ein 800 Seiten starkes Textkonvolut, „ ein im besten Sinne maßloses Romankonstrukt“, das durch viele literarischen Formen streunt: Erzählungen über das Erwachsenwerden eines Dreizehnjährigen in Wiesbaden, imaginierte Verhöre, Protokolle, innere Monologe, philosophische und psychologische Erörterungen, Action, Essay und Wahnvorstellungen. Eine „Mischung aus Wahn und Witz, formaler Wagemut und zeitgeschichtliche Panoramen…einzigartig in der deutschen Literatur, ein genialisches Sprachkunstwerk…ein großer Steinbruch, ein hybrides Kompendium aus Pop, Politik und Paranoia“.
Und – möchte ich hinzufügen – ein Buch, das zu Unrecht als schwerer Lesestoff bezeichnet wird, sondern höchst vergnüglich herz- und hirnerhellend ist für alle die sich darauf einlassen.

Daraus wird Frank Witzel im folgenden Extra lesen, nachdem ihn Mareike Gries in einem Interview zu Leben, Werk und Breitbach-Preis befragt hat.

Verlag Matthes & Seitz
Berlin, 1,040 Seiten, gebunden
mit Schutzumschlag
Preis: 44,00 €

Biografie Frank Witzel (aus Wkipedia)

Frank Witzel (* 12. November 1955 in Wiesbaden) ist ein deutscher Schriftsteller, Illustrator, Radiomoderator und Musiker. Er lebt in Offenbach am Main und in Berlin.

Witzel absolvierte nach der Schule zunächst eine musikalische Ausbildung am Konservatorium Wiesbaden. Bereits in seiner Kindheit lernte er Klavier, Cello und klassische Gitarre. Ab 1975 veröffentlichte Witzel Gedichte in alternativen Literaturzeitschriften wie Die Gießkanne, Das Nachtcafé, TJA oder Machwerk. Sein erster Gedichtband Stille Tage in Cliché erschien bei Nautilus 1978.

In seinem Roman Bluemoon Baby (2001) erzählt Witzel die Geschichte des in Mittelhessen lebenden Gymnasiallehrers Hugo Rhäs, die sich mit anderen Handlungssträngen – etwa dem bizarren Auftritt des knochenlosen Spions Douglas Douglas Jr. in Wisconsin – überschneidet. Dabei verknüpft Witzel moderne Verschwörungstheorien mit Elementen des Spionageromans, durchsetzt von Anspielungen auf Popkultur und Literatur: Die dekonstruktivistische Theorie Jacques Derridas hat ebenso ihren Auftritt wie Heinrich Böll oder William S. Burroughs.

Auch im folgenden Roman Revolution und Heimarbeit (2003) kombiniert Witzel Verschwörungstheorien – wie etwa die angeblich bloß simulierte Mondlandung im Jahr 1969 – mit grotesken Ereignissen, Kapitalismuskritik und Freakshow-Elementen. Es treten folgende Protagonisten auf: eine kambodschanische Teletubbie-Schauspielerin, eine Mennonitin, ein Kleinkrimineller, ein Reliquiendealer, ein Werbetexter und ein Journalist, der eine Geschichte zu konstruieren versucht und dabei das Prinzip der Faktizität und Objektivität ad absurdum führt. Mit diesen Themen- und Figurenkonstellationen steht Witzel in der Tradition Thomas Pynchons, der die Kombination von Popkultur, Paranoia und philosophischen Diskursen in der Literatur maßgeblich beeinflusst hat.
Für sein Romanprojekt Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 erhielt Witzel 2012 den Robert-Gernhardt-Preis. 2015 wurde der fertiggestellte Roman mit der folgenden Begründung mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet:[1][2][3]
Frank Witzel 2017

„Frank Witzels Werk ist ein im besten Sinne maßloses Romankonstrukt. Erzählt wird die Geschichte eines Jungen aus der hessischen Provinz, der sich im Alter von dreizehneinhalb auf der Schwelle zum Erwachsenwerden befindet. In diese Geschichte eingewoben ist das politische Erwachen der alten Bundesrepublik, die beginnt, sich vom Muff der unmittelbaren Nachkriegszeit zu befreien. Diese Ära des Umbruchs wird heraufbeschworen in disparaten Episoden, die unterschiedlichste literarische Formen durchspielen, vom inneren Monolog über die Action-Szene oder das Gesprächsprotokoll bis zum philosophischen Traktat. Der Roman „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ ist in seiner Mischung aus Wahn und Witz, formalem Wagemut und zeitgeschichtlicher Panoramatik einzigartig in der deutschsprachigen Literatur. Frank Witzel begibt sich auf das ungesicherte Terrain eines spekulativen Realismus. Mit dem Deutschen Buchpreis wird ein genialisches Sprachkunstwerk ausgezeichnet, das ein großer Steinbruch ist, ein hybrides Kompendium aus Pop, Politik und Paranoia.“

– Begründung der Jury des Deutschen Buchpreises 2015[4]
2018 schrieb Witzel unter dem Titel Stahnke eine fünfzehnteilige Hörspielserie für den Bayerischen Rundfunk. In einer Pilotfolge von 50 Minuten, deren Beginn auf den Romananfang von Robert Musils Mann ohne Eigenschaften anspielt, und vierzehn Folgen von jeweils knapp einer halben Stunde erzählt sie von dem Architekten Stahnke, der im Auftrag der Firma IGWT durch die Provinz der Bundesrepublik fährt, um in Kleinstädten Möglichkeiten für Bauprojekte zu erkunden. Er analysiert dabei nicht nur die baulichen Gegebenheiten der jeweiligen Orte, sondern auch Sozialstruktur und politische Machtverhältnisse. Stahnke ahnt, dass diese Bauprojekte reihenweise scheitern und mitunter sogar die Gemeinden in den Ruin treiben werden. Als eine Reihe mysteriöser Morde die Gegend erschüttert, die er jüngst für seine Standort-Evaluationen bereiste, gerät er ins Visier des ermittelnden Kommissars.[5]
Zusammen mit Uwe Timm nahm Witzel 2018 die Tübinger Poetik-Dozentur wahr, gemeinsam mit Ingo Schulze 2021/22 die Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller. 2021 wurde Witzel der Erich-Fried-Preis zuerkannt;[6] 2022 wurde er in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen.[7] 2024 wurde die Oper Dora von Bernhard Lang, Libretto Frank Witzel, aufgeführt an der Staatsoper Stuttgart, bei der internationalen Kritikerumfrage der Opernwelt zur „Uraufführung des Jahres“ gewählt.[8] 2024 wurde sein Essay Die Möglichkeit einer Micky Maus mit dem Wortmeldungen-Ulrike Crespo Literaturpreis ausgezeichnet.[9] 2025 erhält Witzel für sein Gesamtwerk den Joseph-Breitbach-Preis[10].

(Quelle und weitergehende Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Witzel (Stand_ 31.10.2025)

Frank Witzel

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Frank Witzel und seine Bücher bei Mattes&Seitz

Frank Witzel

Frank Witzel veröffentlichte seit seinem ersten Lyrikband 1978 mehr als ein Dutzend Bücher, darunter den Roman Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969, für den er den Deutschen Buchpreis 2015 erhielt. Für das gleichnamige Hörspiel gewann er den Deutschen Hörspielpreis 2017. Für seinen Roman Direkt danach und kurz davor war er für den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2017 nominiert, mit seinem Roman Inniger Schiffbruch war er 2020 erneut auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Er hatte die Poetikdozentur der Universitäten Heidelberg, Tübingen und Paderborn inne und war 2017/2018 Inhaber der Friederichs-Stiftungsprofessur an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Von seinen zahlreichen Hörspielen ist die vom BR 2018 produzierte Hörspielserie Stahnke, und das zuletzt 2024 vom HR gesendete Hörspiel Gerhart Preßler – Ein Leben im Ton, alle in der Regie von Leonhard Koppelmann, zu nennen. Die in Stuttgart aufgeführte Oper Dora von Bernhard Lang, für die Witzel das Libretto schrieb, wurde 2024 zur Uraufführung des Jahres gewählt. Im selben Jahr erhielt Witzel den Crespo Wortmeldungen Literaturpreis für seinen Essay Die Möglichkeit einer Micky Maus.

zu den Infos und allen Büchern von Frank Witzel beim Verlag Mattes&Seitz

Joseph-Breitbach-Preis

Nach dem Willen des am 9. Mai 1980 in München verstorbenen Schriftstellers Joseph Breitbach, der in Koblenz geboren, in Paris gelebt hat, verleiht die Mainzer Akademie für Wissenschaft und Literatur gemeinsam mit der Stiftung Joseph Breitbach alljährlich einen Literaturpreis. Er trägt den Namen Joseph-Breitbach-Preis der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Mit diesem Preis sollen deutschsprachige Werke aller Literaturgattungen ausgezeichnet werden. Der Preis wird seit 2003 in der Geburtsstadt Joseph Breitbachs, in Koblenz, verliehen. Seit 2004 wird nur ein Preisträger ausgezeichnet. Die Preissumme beträgt zur Zeit 50.000 Euro.