Es war der Dummheit und der Ignoranz unserer Lehrer geschuldet, dass wir in der Schulzeit unserer Generation, die Ende der Sechziger/Anfang der Siebziger Jahre Abitur machten, kein Wort, noch nicht einmal den Namen jenes Mannes gehört hatten, der 1772 mit Captain Cook die Welt umrundet hatte. Da war er gerade mal Siebzehn.
Der mit seinen verständnisvollen, schon vor 250 Jahren ganz ohne eurozentristische, ohne imperiale und rassistische Beschreibungen fremder Völker die Ethnologie begründete. Der als Naturwissenschaftler Länder und Meere, Tiere und Pflanzen erstmals beschrieb und zum Wegbegleiter, Freund und Inspirator Humboldts wurde. Der mit dem lebendigen, anschaulichen und bildstarken Beschreibungen seines Stils die moderne Reiseliteratur begründet hat.
Der 1792 maßgeblich an der Gründung der Mainzer Republik beteiligt und Vize-Präsident der provisorischen Verwaltung war; der als Abgeordneter des ersten demokratischen Parlaments in Deutschland nach Paris reiste, um die Angliederung der ersten deutschen Republik an das Frankreich der französischen Revolution zu betreiben, der bis zu seinem frühen Tod 1794 in Paris überzeugter Jakobiner und Revolutionär blieb. (Ach so, daher wehte der Wind! Weshalb er in der BRD nicht auf den Lehrplänen stand und erst ab Mitte der Siebziger Jahre ganz langsam wiederentdeckt wurde).
Im Frühjahr 1790, also vor 235 Jahren, unternahm Georg Forster mit dem jungen Alexander Humboldt eine große Reise, die ins Rheinland, in die Österreichischen Niederlande, nach Holland, England und Paris führte. 1794 erschien das dreibändige Buch über diese Reise unter dem Titel „Ansichten vom Niederrhein, von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich im April, Mai und Juni 1790“.
Daraus lese ich Ihnen die Passagen vor, die im heutigen Rheinland-Pfalz spielen.

Oktober 2016
ISBN 978-3-8477-0018-0
Gehört zu Foliobände der Anderen Bibliothek
Format Folioband, Anzahl Seiten 480
Bandnummer 019
Sprache Deutsch
79,00 Euro
Aus der Werbung des Aufbau Verlags
Georg Forster unternahm im Frühjahr 1790, begleitet (!) vom noch jungen Alexander von Humboldt, eine Reise, die ihn vom Rheingau nach Ehrenbreitstein, Köln, Düsseldorf über Aachen u. a. nach Lüttich und Brüssel, in die Niederlande nach England und schließlich nach Paris führte. In seinem dreibändig erschienenen Werk hat er seine Beobachtungen festgehalten.
Ansichten vom Niederrhein stand lange im Schatten seiner epochalen Voyage Round The World, der Reise um die Welt, die er als erst zwanzigjähriger Begleiter der zweiten Weltumsegelung von Captain Cook 1775/1776 verfasst hatte. Doch dieselbe Stilsicherheit, dieselbe Beobachtungsgabe kommen auch in den Ansichten von Niederrhein zum Tragen – geschärft um die Erfahrung in Forschung, Lehre und politischem Engagement, die sich Georg Forster in den 15 Jahren, die zwischen beiden Reisebüchern liegen, erworben hat. Anders als noch auf der Cook-Expedition, war das Hauptanliegen Forsters nicht botanisch präzise und zoologisch exakte Beschreibungen noch unbekannter Arten von Tieren und Pflanzen. Seine Meisterschaft liegt neben der Beschreibung der vertrauten Landschaft nordeuropäischer Niederungen und der Landessitten der Bevölkerung in der bestechenden Beobachtung des ökonomischen Zustands und der vergleichenden Betrachtung der politischen Verfasstheit der bereisten Staaten. Richtungsweisend war Forsters Bericht auch in ästhetischer Hinsicht: Mit der Vielzahl präziser und brillant geschriebener Beschreibungen von Architektur und vor allem Kunst hat er der noch jungen Disziplin der Kunstgeschichte in ihren Anfängen geholfen und ihr sogleich das Vorbild eines mustergültigen Stils mitgegeben.
„Mehr hat man doch nicht, als was einem durch diese zwei Oeffnungen der Pupille fällt und die Schwingungen des Gehirns erregt. Anders als so nehmen wir die Welt und ihr Wesen nicht auf.“ – Georg Forster
Link des Verlags zum Buch mit Vorschau

Biographie Georg Forster
Umfangreiche Informationen zur Biographie und zu den Werken von Georg Forster finden sie bei:
https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/biographien/forster-georg.html (aus: Institut für Geschichtliche Landeskunde Rheinland-Pfalz e.V.)