Folge 53: „See aus Asche“
Das Stück der Nibelungenfestspiele Worms 2025
Von Roland Schimmelpfennig

Alle weiteren Infos über die Nibelungenfestspiele
vom 11.07. – 27.7.2025 finden Sie unter:  www.nibelungenfestspiele.de

Es ist das deutsche Nationalepos: Das Nibelungenlied.
Um das Jahr 1200 vermutlich im Umkreis eines Passauer Klosters in mittelhochdeutscher Sprache verfasst, erzählt es in 2400 vierzeiligen Strophen die Abenteuer Siegfrieds und den Untergang der Burgunden, die in Worms residierten.

Der erste Teil des Nibelungenlieds beginnt mit der Geschichte von Siegfried, einem Helden, der durch das Baden in Drachenblut unverwundbar wird, außer an einer Stelle, die von einem Lindenblatt bedeckt war. Siegfried kommt an den Hof des burgundischen Königs Gunther und verliebt sich in dessen Schwester Kriemhild. Um Kriemhild zu heiraten, hilft Siegfried Gunther dabei, die kriegerische Königin Brünhild zu bezwingen. Auf der Hochzeit kommt es zu einem Streit zwischen den beiden Frauen, bei dem Brünhild die Demütigung durch Siegfried aufdeckt. Hagen, ein treuer Gefolgsmann Gunthers, tötet Siegfried daraufhin bei einer Jagd, indem er die verwundbare Stelle mit einer Lanze trifft.

Der zweite Teil des Nibelungenlieds dreht sich um Kriemhilds Rache. Nach dem Tod ihres Mannes heiratet sie den Hunnenkönig Etzel (Attila) und lockt die burgundischen Könige und Hagen zu sich an den Hof. Es kommt zu einem blutigen Kampf, bei dem alle Burgunden, bis auf König Gunther und Hagen, getötet werden. Kriemhild lässt Gunther und Hagen hinrichten, wird aber schließlich selbst von Hildebrand, einem Gefolgsmann Dietrichs von Bern, getötet. Das Nibelungenlied ist ein Werk über Heldentum, Liebe, Verrat und den Untergang einer ganzen Kultur. Es ist ein zentrales Werk der deutschen Literatur und wurde im Laufe der Zeit immer wieder neu interpretiert und verfilmt. Und durch die Jahrhunderte immer wieder auch als eine eindringliche Warnung vor bedingungsloser Macht und Herrschaft, vor Rachsucht, blinder Gefolgschaft und überschießender Wut verstanden.

Und es ist makaber: Was das Lied als Warnung verstand, haben die Nazis als Tugenden gepredigt!
Sie waren die ersten, die 1936 in Worms Nibelungenfestspiele veranstaltet hatten. Doch die Vergangenheit ihrer Verbrechen lastete so schwer auf dem Stoff, dass er jahrzehntelang vom Theater gemieden wurde.

Erst 2002 wagte es Worms als zentraler Handlungsort der Sage aufwendige Nibelungenfestspiele als Freilichtaufführungen vor dem Dom zu begründen. Wobei jedes Mal ein neues Stück bei meist jüngeren, experimentierfreudigen Autoren in Auftrag gegeben wird. Nach 23 Jahren sind aus den Anfängen die schönsten und aufregendsten Freilichtspiele Deutschlands geworden, deren Stücke von den besten Theaterautoren verfasst, von wagnisfreudigen Regisseuren und Regisseurinnen inszeniert und von Stars aus Film und Fernsehen gespielt werden.

In diesem Jahr kommt das Drama „See aus Asche“ vom meistgespielten lebenden Theaterautor Deutschlands: Von Roland Schimmelpfennig, dessen rund 50 Stücke in 40 Ländern gespielt werden.

In Folge 53 von Podcastliteratur.de unterhalten sich Thomas Laue, Dramaturg und künstlerischer Leiter der Wormser Festspiele und Theo Schneider mit dem Autor Roland Schimmelpfennig über sein neues Stück.

Am 11. Juli hat es Premiere.

(ausführliche weitere Informationen über die Nibelungenfestspiele Worms finden Sie auf https://www.nibelungenfestspiele.de)

SEE AUS ASCHE – DAS LIED DER NIBELUNGEN

Uraufführung von Roland Schimmelpfennig

Die Intendanz:

Intendant: Nico Hofmann
Vorsitzender des Gesellschafterausschusses: Oberbürgermeister Adolf Kessel
Geschäftsführerin der Nibelungenfestspiele gGmbH: Petra Simon
Künstlerischer Leiter: Thomas Laue

Das Team:

Regie: Mina Salehpour
Bühnenbild: Andrea Wagner
Kostümbild: Maria Anderski
Musik & Komposition: Sandro Tajouri
Licht: Eivind Myren
Videodesign & Kamera Kate Ledina
Dramaturgie: Thomas Laue

Das Ensemble:

Volker, der Spielmann: Andreas Grötzinger
Hagen: Wolfram Koch
Brunhild / Der Drache: Jasmin Tabatabai
Siegfried: Eivin Nilsen Salthe
Gunter: Hans-Werner Leupelt
Kriemhild: Kriemhild Hamann
Giselher: Denis Geyersbach
Das Blatt: Lisa Natalie Arnold

Historie der heutigen Nibelungen-Festspiele

Die Geburtsstunde der heutigen Nibelungen-Festspiele schlug am 17. August 2002, als Moritz Rinkes „Die Nibelungen“ vor dem Südportal des historischen Wormser Kaiserdoms uraufgeführt wurde. Die Nibelungen-Festspiele wurden mit der Vision eröffnet, eines der bedeutendsten Werke mittelalterlicher Epik einem breiten Publikum wieder ins Bewusstsein zu rücken und damit auch den Originalschauplatz der Nibelungensage bekannter zu machen: die Stadt Worms – einst wichtiges Zentrum für geistiges, kulturelles und politisches Wirken in Europa. Schon vor der Gründung der Festspiele in 2002 wurde zwei Mal in den Jahren 1938 und 1956 der erfolglose Versuch in Worms gestartet, Nibelungen-Festspiele in der Stadt zu etablieren. Der durch die Nationalsozialisten für ihre Propagandazwecke missbrauchte und für Jahrzehnte kaum im Theater gespielte Stoff bahnte sich mit Hilfe der Festspiele innerhalb weniger Jahre den Weg auf viele wichtige deutschsprachige Bühnen.

Von Beginn an sind die Nibelungen-Festspiele ein großer Erfolg und zählen innerhalb weniger Jahre zu den bekanntesten Open-Air-Festivals. Auf den Stufen vor dem imposanten Wormser Kaiserdom, auf denen einst Kriemhild und Brünhild ihren legendären Königinnenstreit ausgetragen haben sollen, stehen jährlich renommierte Ensemblemitglieder aus Theater, Film und Fernsehen und zeigen die Vielfalt, die der Nibelungenstoff in sich trägt. Die gesamten deutschsprachigen Medien kommen im Sommer nach Worms und berichten von den eindrucksvollen Inszenierungen. Die Festspiele erreichen jährlich ein großes Publikum, sei es live vor Ort oder bei den Fernsehübertragungen von ZDF oder SWR am heimischen Bildschirm und bescheren der Stadt am Rhein eine hohe Aufmerksamkeit.

Seit 2015 ist der erfolgreiche Filmproduzent Nico Hofmann Intendant der Nibelungen-Festspiele. Er macht Worms zur Stätte von qualitativ hochwertigen Uraufführungen, die das Nibelungenthema von einer neuen Seite beleuchten und vertiefen.

Tribüne Nordseite Wormser Kaiserdom
Domkulisse
Foto: (c) Bernward-Bertram
Heylshofpark
Foto: (c) Bernward-Bertram

Thomas Laue

Künstlerischer Leiter der Nibelungen-Festspiele seit der Spielzeit 2018
Thomas Laue ist gemeinsam mit dem Intendanten Nico Hofmann für die Programmplanung zuständig. Bereits seit 2016 arbeitet Laue als Dramaturg des Stücks im künstlerischen Team der Festspiele.

Thomas Laue arbeitete nach dem Studium der Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und Philosophie in Köln zunächst als Regieassistent und Dramaturg am Staatstheater Kassel. Anschließend war er als freier Dramaturg unter anderem am Schauspiel Bonn und am Theater Neumarkt in Zürich sowie als freier Verlagslektor in Köln tätig. Darauf folgten Stationen als Dramaturg am Schauspiel Hannover sowie als Chefdramaturg am Schauspiel Essen und am Schauspielhaus Bochum. Ab der Spielzeit 2013/14 war er Dramaturg am Schauspiel Köln, ab 2015 bis 2017 als leitender Dramaturg.
Er arbeitete kontinuierlich unter anderem mit den Regisseuren Sebastian Nübling (mit dessen Produktion „Wilde oder der Mann mit den traurigen Augen“ von Händl Klaus er 2004 zum Berliner Theatertreffen eingeladen war), Roger Vontobel, Stefan Bachmann, Nuran David Calis, Rafael Sanchez, Fadhel Jaibi, Anselm Weber und David Bösch. Ein Schwerpunkt von Laues Arbeit bildet die Begleitung von Autoren und Ur- und Erstaufführungen sowie die Entwicklung von Projekten. Von 2008 bis 2010 war Laue im Rahmen der Kulturhauptstadt RUHR.2010 künstlerischer Berater der Kulturhauptstadtdirektion (Bochum) und Mitglied der künstlerischen Leitung des Festivals MELEZ der Kulturhauptstadt.
Seit 2006 arbeitet Laue zudem regelmäßig als Lehrbeauftragter für Dramaturgie, unter anderem an der Folkwang Universität der Künste in Essen und Bochum, der Ruhruniversität Bochum und der Universität zu Köln.

Thomas Laue ist seit September 2017 Chefdramaturg der UFA Holding.

Thomas Laue
Foto: (c) Tommy Hetzel

Roland Schimmelpfennig

Roland Schimmelpfennig, geboren 1967 in Göttingen, ist Autor, Regisseur und vor allem einer der meistgespielten Gegenwartsdramatiker Deutschlands. Er studierte, nach einem längeren Aufenthalt als Journalist in Istanbul, Regie an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Seither schreibt er Theaterstücke für große Häuser wie das Deutsche Theater Berlin, das Burgtheater Wien, das Residenztheater München und das Schauspielhaus Hamburg – aber auch für internationale Bühnen in Stockholm, Kopenhagen, Toronto oder Tokio. Seine Theaterstücke – darunter auch viel gespielte Texte für das Kinder- und Jugendtheater – werden immer wieder mit Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem renommierten Mülheimer Dramatikerpreis. Im S. Fischer Verlag erschien zuletzt Roland Schimmelpfennigs dritter Roman „Die Linie zwischen Tag und Nacht“.
Roland Schimmelpfennig lebt in Berlin.

Auszeichnungen

1997 Else-Lasker-Schüler-Förderpreis für FISCH UM FISCH
1998 Fördergabe des Schiller-Gedächtnispreises von Baden-Württemberg
2000 Einladung zu den Mülheimer Theatertagen mit VOR LANGER ZEIT IM MAI
2001 Einladung zu den Mülheimer Theatertagen mit DIE ARABISCHE NACHT
2001 Auftragswerk für die Frankfurter Positionen: VORHER/NACHHER
2002 Einladung zu den Mülheimer Theatertagen mit PUSH UP 1-3
2002 Nestroypreis der Stadt Wien in der Kategorie Bestes Stück für PUSH UP 1-3
2003 Einladung zu den Mülheimer Theatertagen mit VORHER/NACHHER
2004 Hörspiel des Jahres (ARD): FÜR EINE BESSERE WELT
2005 Einladung zu den Mülheimer Theatertagen mit DIE FRAU VON FRÜHER
2009 Nestroypreis der Stadt Wien in der Kategorie Bestes Stück für BESUCH BEI DEM VATER
2010 Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis
2010 Mülheimer Dramatikerpreis für DER GOLDENE DRACHE
2010 Bestes Stück des Jahres: DER GOLDENE DRACHE (Kritikerumfrage des Jahrbuchs von Theaterheute)
2010 Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis für das Gesamtwerk
2016 Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse mit seinem Roman „An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts“ (S. Fischer Verlag)
2017 Einladung zum Mülheimer Kinderstücktheaterpreis mit DIE BIENE IM KOPF in einer Inszenierung des Consol Theater Gelsenkirchen
2023 Mülheimer KinderStückePreis für DAS MÄRCHEN VON DER KLEINEN MEERJUNGFRAU

Roland Schimmelpfennig
Foto: (c) Adriana Jacome