Kostprobe: Inspiration und Transpiration
Hanns-Josef Ortheil. „Nach allen Regeln der Kunst
Schreiben lernen und lehren“

Seit Jahrhunderten werden Musik und Malerei an Akademien gelehrt. Aber nicht das Schreiben von Literatur. Das scheint als göttliche Gnade vom Himmel auf die Autoren niederzufahren – Schriftsteller als Genies von Gottes Gnaden!

Das gilt erst recht für das Studium an Universitäten. Zwar gab und gibt es vereinzelte Initiativen von Autoren, Vereinen und Institutionen Kenntnisse literarischen Schreibens in Workshops zu vermitteln. Aber eine systematische Schriftstellerausbildung an Universitäten – Fehlanzeige, zumindest in der BRD. Die DDR hatte seit 1955 das „Johannes R. Becher Institut“, aus dem das heutige „Leipziger Literaturinstitut“ hervorgegangen ist.

Erst 1999 wurde an der Universität Hildesheim der Studiengang „Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus“ von dem Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Hanns-Josef Ortheil initiiert. In seinem neuen Buch „Nach allen Regeln der Kunst“ beschreibt er die Möglichkeiten und Methoden literarisches Schreiben zu lernen und zu lehren anhand seiner Erfahrungen als Autor und als Professor des Hildesheimer Studiengangs.

Leonie Berger stellt es Ihnen vor.

Fester Einband mit Schutzumschlag, 367 Seiten,
978-3-458-64422-4
Insel Hauptprogramm
Insel Verlag, 1. Auflage, Originalausgabe
28,00 €

Werbung des Verlags:

„Hanns-Josef Ortheil, Schriftsteller und Professor für Literarisches Schreiben an der Universität Hildesheim, entwirft in Nach allen Regeln der Kunst ein schillerndes, anregendes Panorama seiner über dreißigjährigen, unkonventionellen und erfrischend gegenwartsbezogenen Lehre.
Vom berüchtigten weißen Blatt ausgehend, lädt er anhand von inspirierenden Schreibaufgaben zu einer weiten Reise durch die Ländereien des Erzählens ein – von der Skizze und ersten Entwürfen bis hin zur Erzählung oder der Arbeit am Roman. Anhand von Seitenblicken auf andere Texte und Bücher entsteht nebenbei auch eine breit angelegte Recherche nach den unterschiedlichen Facetten literarischer Formen und Kreativität.
Auf verblüffende Weise bezieht Ortheils Lehre nicht vermutete Vorgaben anderer Künste wie Musik, Malerei, Fotografie oder Film in das literarische Entwerfen und Planen mit ein. Nicht zuletzt ist sein Buch eine faszinierende Erzählung über den Umgang mit jungen oder älteren Schreibtalenten, die sich bedingungslos für das eigene Schreiben entschieden haben – und bietet dadurch viele Anregungen für alle, die diesen kreativen Schaffensprozess selbst erleben möchten.“

Pressestimmen

»Eine willkommene Einführung in Techniken und Tricks literarischen und kulturjournalistischen Schreibens, eine zeitgemäße Vorschule der Ästhetik, ein kunstvolles Buch über die Kunst zu schreiben.«
Michael Braun, Kölner Stadt-Anzeiger

»[Der] dichteste Schreibratgeber, der im deutschen Sprachraum seit Rilkes ›Briefe an einen jungen Dichter‹ verfasst wurden. … Ein Talentschuppen nicht nur für Poeten, sondern auch Kulturjournalisten und Lektoren.«
Marc Reichwein, WELT AM SONNTAG

»Seine so facetten- wie wendungsreiche Neuerscheinung ist für Literaturfreunde sehr inspirierend zu lesen. Andererseits wirkt sie durch ihre wissenschaftliche Systematik wie eine Art Grundsteinlegung für die Lehre des Literarischen Schreibens in Deutschland.«
Heribert Vogt, Rhein-Neckar-Zeitung

»Für alle, die schreiben wollen, oder es erlernen möchten, enthält der Band eine Fülle von Anregungen und Anleitungen, wie gutes Schreiben gelingen kann. … Der Band [gibt] profunde Einblicke in das Leben und Arbeiten eines eng mit Lehre und Schriftstellerei verbundenen Autors und Professors für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus …«
Bücherrundschau

Hanns-Josef Ortheil
Foto: (c) Suhrkamp Verlag

Biographie

Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln als einziges Kind einer Bibliothekarin und eines Vermessungsingenieurs geboren. Vor seiner Geburt hatten die Eltern vier Söhne im Krieg und in der Nachkriegszeit verloren. Im Alter von drei Jahren folgte Ortheil seiner wegen dieser traumatischen Ereignisse verstummten Mutter und sprach ebenfalls nicht mehr. Erst von seinem achten Lebensjahr an wurden diese schweren Störungen durch einen täglichen, unkonventionellen Schreibunterricht der Eltern allmählich behoben (davon erzählt Ortheil ausführlich in Der Stift und das Papier).

Kurze Zeit später wurde seine besondere Begabung für das Erzählen bereits deutlich, und er veröffentlichte erste Erzählungen in Tageszeitungen. Das Schreiben wurde mit der Zeit immer mehr zu einem existentiellen Medium des Überlebens. Neben der Literatur hatte die Musik für den anfangs Sprachlosen die größte Bedeutung. Er erhielt früh Klavierunterricht und setzte seine pianistische Ausbildung später als Schüler von Daniela Ballek und Claudio Arrau fort.
In Köln, Wuppertal und im Westerwald aufgewachsen, machte er 1970 in Mainz Abitur, danach ging er für längere Zeit nach Rom. Dort finanzierte er sein pianistisches Studium am römischen Conservatorio als Organist an einer deutschen Kirche.

Nach einem krankheitsbedingten Abbruch seiner pianistischen Laufbahn arbeitete er als Film- und Musikkritiker und begann später ein Studium der Musikwissenschaften, Philosophie, Germanistik und Vergleichenden Literaturwissenschaft in Mainz, Rom, Göttingen und Paris, das er 1976 in Mainz mit der Promotion abschloss.

Von 1976 bis 1988 war er Assistent am Deutschen Institut der Universität Mainz, 1990 übernahm er eine Dozentur für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. 1988 war er Writer in residence an der Washington-University in St. Louis/Missouri und 1991 und 1993 Villa Massimo-Stipendiat in Rom. Später übernahm er Poetikdozenturen an den Universitäten von Paderborn, Bielefeld, Heidelberg, Zürich und Bamberg.

2003 erhielt er an der Universität Hildesheim die erste Professur für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Deutschland.
Hanns-Josef Ortheil ist Honorarprofessor der Universität Heidelberg und Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. 2009 wurde er erster Direktor des neu gegründeten Instituts für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft der Universität Hildesheim.