Die Leute lachen und halten mich für einen Auf-Schneider, wenn ich Ihnen erzähle, dass unsere Region ein Epizentrum der Weltliteratur ist. Es ist aber eine schlichte Wahrheit, allein Unkenntnis ist die Ursache der Ungläubigkeit. Podcastliteratur.de ist dabei, genau dies auch zu beweisen. Neben der Vorstellung aktueller Bücher.
Und manchmal kommt beides zusammen wie in der folgenden Kostprobe, die der führende Hugo-Ball-Experte Eckhard Faul für uns gestaltet hat.
Unbestritten hat der Pirmasenser Hugo Ball 1916 im Züricher Cabaret Voltaire mit seinen Freunden und Mitstreitern weltweite Literatur- und Kulturgeschichte geschrieben, als sie Dada erfunden haben. Das war die Geburtsstunde des Dadaismus, der in der Bildenden Kunst weit größeren Nachhall fand als in der Literatur. Der bis heute in Kunst und Musik lebendig ist. Und aus dem der Surrealismus als globaler Stil in allen Kunst- und Kultursparten hervorging. Natürlich hat Hugo Ball das damals weder gewusst noch beabsichtigt. Sehr bald wandte er sich von Dada ab, konzentrierte sich zunehmend auf politische, gesellschaftliche und religiöse Themen, die er mit essayistischen, journalistischen und philosophischen Denk- und Schreibformen darstellte.
Das neue Buch, das diese Kostprobe vorstellt, ist Band 6 der Hugo-Ball-Ausgabe „Sämtliche Werke und Briefe“. Es enthält die beiden einzigen, im engen Sinn literarischen, Prosaarbeiten von Hugo Ball. Durchaus umfangreiche Bücher, die „Romane“ zu nennen heute wohl möglich, damals aber eher ungewöhnlich gewesen wäre. Zumal „Tenderenda der Phantast“ erst nach seinem Tod gedruckt wurde und „Flametti“ von Hugo Ball später als zu flache Unterhaltung abgewertet wurde.
Beide Prosawerke sind aber, gerade für die Entstehung des Dadaismus, höchst aufschlussreich. Und „Tenderenda der Phantast“ ist ein literarischer Solitär von einzigartiger formaler Gestaltung.