So könnte als Kalauer eine Kürzestinhaltsangabe des neuen Buchs von Martin Kordic lauten. „Jahre mit Martha“ heißt der Roman, der zu großen Teilen zwischen Ludwigshafen und Heidelberg spielt.
Ein Fünfzehnjähriger Junge, bildungshungrig, sensibel für die „kleinen Unterschiede“ (Bourdieu) zwischen den Klassen, Kind von kroatischen Eltern, verliebt sich in eine sehr viel ältere Professorin. Es beginnt eine wunderbare seidenpapierzarte keuche Romanze. Die bald endet und erst Jahre später wieder aufgenommen wird. Martha wird zu einer Art platonischer Domina (falls es sowas gibt) und Lehrmeisterin seines Begehrens, das ihn kreuz und queer umtreibt. Studium in München, eine Beerdigung nach dem Balkankrieg, Sturz in die Sinnlosigkeit, Heimkehr in den Schoß migrantisch diverser kroatisch- pfälzischer Familien- und Vereinsidylle. Weniger (Themenfülle) wäre mehr gewesen. Aber immer noch ein schönes Buch, gut zu lesen.
Martin Kordić
Martin Kordić wurde 1983 in Celle geboren und wuchs in Mannheim auf. Er studierte in Hildesheim und Zagreb. Seit über zehn Jahren arbeitet er als Lektor in Buchverlagen, zunächst in Köln, heute in München. Für seinen Debütroman »Wie ich mir das Glück vorstelle« erhielt er den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis sowie die Alfred-Döblin-Medaille. 2022 erschien sein zweiter Roman »Jahre mit Martha«, für den er mit dem Tukan-Preis der Stadt München sowie dem Förderpreis des Bremer Literaturpreises 2023 ausgezeichnet wurde.