Man möchte Eichendorff abwandeln: >In einem Kühlen Grunde /(da wohnen M.B. und seine Frau Karin, im Buch heißt sie Elisabeth, wirklich)/ den sie längst vergessen hat/geht langsam nun zugrunde/was sie und ich geliebet hat>….
Auf knapp 200 Seiten beschreibt Michael Buselmeier das langsame Verschwinden der geistigen (und dann auch körperlichen) Fähigkeiten seiner Frau. Früh, bereits mit dem Renteneintritt, tauchen erste Symptome auf, die sich ebenso langsam wie unaufhaltsam verstärken.
Nach einer Einführung verfolgt der Autor chronologisch mit Tagebucheintragungen über zwölf Jahre hinweg den Verfall seiner Frau; die er nicht in ein Heim einliefert, sondern selbst betreut.
Es ist einerseits ein bedrückendes, andererseits erhellendes autobiografisches Dokument des allmählichen Verschwindens eines über viele Jahrzehnte vertrauten und geliebten Menschen. Das – im Gegensatz zu vielen anderen Büchern über Demenz – nichts verschweigt, nichts beschönigt, nichts abmildert und niemanden schont, auch und vor allem nicht sich selbst, den Verfasser. Das viele kritische Fragen stellt und existentielle Reflexionen in Gang setzt, voller Trauer und bisweilen auch Wut und Verzweiflung.
Und oft, immer da, wo sich Michael Buselmeier dem intuitiven Fluss seines Schreibrhythmus hingibt, ein starkes Stück Prosa über Alter, Demenz und Vergänglichkeit.
Für podcastliteratur.de liest Michael Buselmeier einen Querschnitt aus seinem Buch „Elisabeth. Ein Abschied“.
Michael Buselmeier
Michael Buselmeier wurde 1936 in Berlin geboren und wuchs in Heidelberg auf, wo er, mit kürzeren Unterbrechungen, heute lebt. Und zu einer Mischung aus Markenzeichen, „Ex-68er Sponti-Häuptling, Renegat“ (M.B.) und buntem Hund der Stadt wurde, dessen 80. Geburtstag mit Bürgermeister und vielen Ehrengästen aus Literatur und Kultur im Alten Rathaus gefeiert wurde.
Er machte eine Ausbildung als Schauspieler und war Regieassistent (u.a. bei Hansgünther Heyme), studierte Germanistik und Kunstgeschichte und hatte anschließend Lehraufträge für Medientheorie und Literaturwissenschaft. In den Jahren der Studentenrevolte galt Michael Buselmeier als „Spontihäuptling“ der Heidelberger 68er Szene, der allerdings schon früh die Dummheiten und Übertreibungen der Linken kritisierte. Seit 1988 bot er vielgerühmte geistesgeschichtliche und literarische Spaziergänge in Heidelberg an, die auch publizistisch ihren Niederschlag fanden.
Michael Buselmeier hat, wenn ich richtig gezählt habe, 5 Gedichtbände, 3 Romane (u.a. „Der Untergang von Heidelberg“ und „Schoppe“, die in Heidelberg und Edenkoben spielen), 2 Erzählbände und 11 weitere Bücher geschrieben. Er erhielt u.a. den „Ben-Witter-Preis“ der ZEIT und den „Gustav-Regler-Preis“ des SR, sein Roman „Wunsiedel“ kam auf die Shortlist zum Deutschen Buchpreis.
Michael Buselmeier verbindet eine langjährige Beziehung zur Pfalz – vermittelt durch das Künstlerhaus des Landes in Edenkoben und den früheren Wohnort der Familie seiner Frau.