Eigentlich könnten wir sie kennen: Edith Aron, die am 4. September 1923 im saarpfälzischen Homburg als Kind einer jüdischen Familie geboren wurde. Denn bereits 1989 und 1999 erschienen zwei Erzählbände von ihr. Doch wie für so viele, die vor den Nazis flohen, um in anderen Ländern zu überleben, waren Vergessen, Verdrängen und Desinteresse an Leben und Arbeit die Folge auch ihres Exils. Obwohl sie nicht aufhörte, Deutsch zu reden, zu schreiben und zu publizieren. Und obwohl sie an wichtigen Entwicklungen der Literatur der Welt teilnahm.
1935 emigrierte Edith Aron mit ihrer Mutter nach Buenos Aires. 1950 kehrte sie nach Europa zurück und ließ sich, nach Besuchen bei ihrem Vater in Saargmünd, in Paris nieder, wo sie Freundschaften und Bekanntschaften mit zahlreichen Autoren schloss. Als Geliebte und Muse des argentinischen Schriftstellers Julio Cortazar war sie Vorbild für die Figur der „Maga“ in dessen Roman „Rayuela“, der zu einem zentralen Werk der Weltliteratur wurde. Als erste übersetzte sie dessen Erzählungen ins Deutsche, auch Jorge Luis Borges, Octavio Paz und andere lateinamerikanische Autoren.
Und sie schrieb selbst: Erzählungen, Erinnerungen, Essays, Betrachtungen, Reflexionen, Reiseerlebnisse, in denen sie die Welten ihrer Lebensstationen auferstehen ließ: Das Saarland ihrer Kindheit, das Buenos Aires ihrer Jugendjahre, Paris und die Schriftsteller, Berlin und London, wo sie von den Sechziger Jahren bis zu ihrem Tod 2020 lebte. Übrigens in einem Haus in der Abbey Road, das wir alle kennen, weil es auf dem Cover der gleichnamigen Beatles LP gegenüber den EMI-Studios zu sehen ist.
Auf Anregung der Stadt Homburg hat der vormalige Leiter der Literaturabteilung des Saarländischen Rundfunks, Ralph Schock, den bislang umfangreichsten Sammelband mit den besten Texten von Edith Aron, mit Auszügen aus ihren Briefen und einigen Beiträgen von anderen Autoren sowie mit einem Nachwort und vielen Fotografien zusammengestellt und herausgegeben.
Das Buch hat den Titel „Edith Aron: Auf Wegen und Pfaden“, erschien im Conte Verlag, St. Ingbert 2023, hat 287 Seiten, Hardcover und kostet 22,00 Euro