Im August 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Einen Monat später wurde das erste Menschenfleisch für die Raben zerschossen als in der Schlacht von Gródek bei Lemberg (heute Ukraine) russische Truppen Österreich-Ungarn schlugen.
Georg Trakl, der junge Dichter und Sanitätsleutnant, sollte allein einhundert Schwerverwundete ohne ausreichendes Material unter miserablen Bedingungen versorgen. Die Soldaten starben ihm unter den Händen weg während er zwei Tage und zwei Nächte lang ununterbrochen im Lazarett arbeitete. Schon unmittelbar vor der Schlacht hatte er einen Nervenzusammenbruch erlitten als er mit ansehen musste wie dreizehn Ukrainer vor dem Sanitätszelt gehängt wurden.
Als er fliehen und sich erschießen wollte, wurde er zur Untersuchung seines Geisteszustands in das Militärhospital von Krakau eingeliefert. Dort starb er am 3. November 1914 an einer Überdosis Kokain.
110 Jahre danach plätschern die Raben in der Ukraine wieder in Blut.
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Georg Trakl
Im Winter
Der Acker leuchtet weiß und kalt.
Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
Dohlen kreisen über dem Weiher
Und Jäger steigen nieder vom Wald.
Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.
Bisweilen schellt sehr fern ein Schlitten
Und langsam steigt der graue Mond.
Ein Wild verblutet sanft am Rain
Und Raben plätschern in blutigen Gossen.
Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain
Grodek
Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen
Und blauen Seen, darüber die Sonne
Düstrer hinrollt; umfängt die Nacht
Sterbende Krieger, die wilde Klage
Ihrer zerbrochenen Münder.
Doch stille sammelt im Weidengrund
Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt
Das vergossne Blut sich, mondne Kühle;
Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,
Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.
O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre
Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
Die ungebornen Enkel.