Kostprobe: Annegret Held „Eine Räuberballade“

Heimatliteratur – so dreckig und brutal, so dumm und hart wie die Wirklichkeit der Heimat vor gut 200 Jahren, aber auch so schön und sehnsuchtsvoll wie der Wolf im Kornfeld und die erste Liebe im Erlenschatten schildert Annegret Held in den drei Westerwaldromanen, die sie zuletzt geschrieben hat: Apollonia (2012), Armut ist ein brennend Hemd (2015) und Eine Räuberballade (2020).
In dem Roman Eine Räuberballade erzählt sie brillant , mit hartem Realismus und der verständnisvollen Kenntnis einer Eingeborenen von den armen Leuten zwischen Westerwald und Hunsrück gegen Ende des 18. Jahrhunderts als Räuberbanden die Region unsicher machten. Und setzt damit neue Maßstäbe wie hervorragende Heimatliteratur heute aussehen muss.

Annegret Held: „Eine Räuberballade“. Roman. Eichborn Verlag. Frankfurt a.M. 2020. Hardcover 318 Seiten. 22 Euro.
Annegret_Held (c) Elisa Held

Annegret Held wurde 1962 in Pottum im Westerwald geboren.  1982 begann sie eine Ausbildung als Polizistin und arbeitete anschließend drei Jahre bei der grünen Armeefraktion als Polizeihauptwachtmeisterin im Streifendienst in Darmstadt und Frankfurt/M. Aus diesen Erfahrungen entstand ihr Buch Nachtgestalten (1988, Eichborn Verlag), das als Vorlage für den mehrfach prämierten Film Die Polizistin von Andreas Dresen und Laila Stiehler diente. Auch ihr Roman Das Zimmermädchen wurde verfilmt und  gleich eine ganze Reihe mit bislang 8 Filmen entstand aus dem Roman Die letzten Dinge.

.Ab 1987 studierte sie Ethnologie und Kunstgeschichte, jobbte in verschiedenen Berufen, wobei sie als Flugsicherheitsassistentin auch Eure Taschen am Frankfurter Flughafen durchwühlte. Und schrieb bislang 10 Bücher, vor allem Romane, die sowohl die Realität städtischer Gegenwart schildern als auch das Leben vergangener Zeiten in den ländlichen Regionen von Rheinland-Pfalz.

Bestes Beispiel dafür sind ihre drei jüngsten Bücher, die einen Westerwald-Zyklus bilden, der nun mit „Eine Räuberballade“ abgeschlossen wird: „Apollonia“ (2012), „Armut ist ein brennend Hemd“ (2015). Alle erschienen bei Eichborn. Annegret Held hat u.a. den Förderpreis zum Berliner Kunstpreis und den Koblenzer Literaturpreis sowie einige Stipendien (u.a. Ledighouse, New York) erhalten.

Seit Januar 2021 lebt sie bei Kaiserslautern.