Kostprobe: Ein Autor-Ich im Spiegelkabinett. Martin Krumbholz „Alex, Martin und ich“ Roman

Martin Krug hat eine Novelle geschrieben über Caravaggios Gemälde „Die Berufung des heiligen Matthäus“. Er zeigt sie einem jüngeren Freund und bittet ihn, sie zu lektorieren. Der Ich-Erzähler, Martin reist seinem Chef nach Griechenland nach, der auf mysteriöse Weise im Meer verschwindet. Martin verliebt sich in dessen Ehefrau.
Soweit noch einfach nachvollziehbar. Doch sein jüngerer Freund und Gesprächspartner fügt dieser Erzählung eine Rahmenhandlung hinzu, die ihre Motive spiegelt: Liebe, Eros, Verrat, Loyalität, alte Männerbilder, MeToo….

Und auch das „ich“ im Titel tritt als Ich-Erzähler auf.

Und am Ende wissen wir nicht mehr genau: Wer ist Wer? Alle drei Personen des Titels sind offenbar ein Einziger, der sich aufteilt und spiegelt: Autor, Erzähler, Hauptfigur – wir irren durch ein Spiegelkabinett der Erzählperspektiven und Erzählebenen.

Verlag: DCV
19 × 11,5 cm, ca. 120 Seiten, Kartoniert, Paperback,
14,00 Euro

ALEX, MARTIN UND ICH von Martin Krumbholz

„Die Berufung des heiligen Matthäus“ – so hat Martin Krug seine Novelle benannt, nach Caravaggios ikonischem Bild in der Kirche Luigi dei Francesi in Rom. Die Ironie ist offensichtlich, denn Martin, als Protagonist seiner Erzählung, zögert im Hinblick auf seine Berufung, die Nachfolge seines Chefs Alexander Blumenthal anzutreten, weil er sich im gemeinsamen Urlaub in dessen Ehefrau Marion verguckt hat. Doch Martins Freund, um seinen Rat gebeten, schlägt einen anderen Titel vor: Gespenstergeschichte. Denn sie handelt auch davon, wie der geheimnisvolle Alexander im Meer, scheinbar für immer, verschwindet … Martins Freund und Gesprächspartner, der Ich-Erzähler des Romans, fügt der Novelle eine Rahmenhandlung hinzu, in der sich deren Motive spiegeln. Es geht um Liebe als Passion, um Eros und Sex, um Loyalität und Verrat, um Männlichkeit und Ritterlichkeit, um Kunst, Film und Musik. Alberto Moravias Roman „Die Verachtung“, von Jean-Luc Godard glamourös verfilmt, wird als MeToo-Geschichte neu verstanden und diskutiert.

Martin Krumbholz: © Foto: Felix Krumbholz

Martin Krumbholz

Martin Krumbholz, 1954 in Wuppertal-Elberfeld geboren, studierte Literatur- und Theaterwissenschaften. Promotion. Nach mehrjähriger Arbeit an verschiedenen Theatern (u.a. Badisches Staatstheater Karlsruhe) arbeitet er seit 1991 als freier Literatur- und Theaterkritiker für Zeitungen, Zeitschriften und Hörfunk.
Martin Krumbholz lebte viele Jahre in Kaiserslautern.
Stücke: „Hotel Bogota“ (unter dem Titel „Gran Hotel Bogota“ 2012 am Staatstheater Darmstadt uraufgeführt), „dON jUAN“.
Romane: „Eine kleine Passion“ CH. Schroer Verlag, „Alex, Martin und ich“ DCV Verlag.