Kostprobe: Eine „Probebohrung im Himmel„ befördert „Steine & Erden“ ans Tageslicht:
Jan Wagners Gedichtband „Steine & Erden“

Zweiundzwanzig Jahre nach seinem ersten Gedichtband mit dem Titel „Probebohrung im Himmel“, nach sieben weiteren Gedichtbänden, nach Essays, Übersetzungen, Anthologien, dem Büchnerpreis und vielen anderen Auszeichnungen fördert der Bohrkern von Jan Wagners Poetik scheinbar Alleralltäglichstes zutage: „Steine & Erden“.
So der Titel seines neuesten Gedichtbandes, der in diesem Herbst bei Hanser erschienen ist. Und den er zusammen mit Kerstin Bachtler in dieser Kostprobe exklusiv für Podcastliteratur.de vorstellt.

Einmal mehr zeigen auch diese Gedichte, wie sehr Jan Wagner in der Tradition der Autoren und Autorinnen der (klassischen) Moderne steht. Vor allem aber zeigen sie, dass sein „Versfuß“ (man verzeihe mir diesen Kalauer!) deren Spuren – nachholend, einholend, überholend – wirklich ausfüllen kann. Von William Carlos Williams roter Schubkarre bis zu den Ding-Gedichten von Francis Ponge.

So kann in diesem neuen Band von Jan Wagner alles zum Gedicht werden: Kühe, Karotten, ein Glas Milch, grüner Spargel, Dürers Rhinozeros oder eben „Steine § Erden“.

Jan Wagner Steine&Erden, Gedichte
Hanser, Berlin, 112 Seiten, 22,00 Euro

Jan Wagner

Jan Wagner, geboren 1971 in Hamburg, lebt seit 1995 in Berlin. Er ist Lyriker, Übersetzer englischsprachiger Lyrik (unter anderem von Charles Simic, James Tate, Simon Armitage, Matthew Sweeney, Jo Shapcott und Robin Robertson) sowie Essayist und war bis 2003 Mitherausgeber der internationalen Literaturschachtel „Die Aussenseite des Elementes“.

Sein erster Gedichtband „Probebohrung im Himmel“ erschien 2001, gefolgt von „Guerickes Sperling“ (2004), „Achtzehn Pasteten“ (2007) und „Australien“ (2010) sowie der Essaysammlung „Die Sandale des Propheten. Beiläufige Prosa“ (2011). Im Hanser Berlin Verlag wurden zuletzt die Gedichtbände „Die Eulenhasser in den Hallenhäusern. Drei Verborgene“ (2012), „Regentonnenvariationen“ (2014), „Selbstporträt mit Bienenschwarm. Ausgewählte Gedichte 2001-2015“ (2016) sowie „Die Live Butterfly Show“ (2018) publiziert, dazu der Essayband „Der verschlossene Raum. Beiläufige Prosa“ (2017). Zusammen mit Björn Kuhligk publizierte er die Anthologien „Lyrik von Jetzt. 74 Stimmen“ (DuMont Verlag, Köln 2003) und „Lyrik von Jetzt zwei. 50 Stimmen“ (Berlin Verlag, Berlin 2008), gemeinsam mit Tristan Marquardt die Minnesang-Anthologie „Unmögliche Liebe“ (Hanser Verlag, München 2017) und mit Federico Italiano die Anthologie „Grand Tour. Reisen durch die junge Lyrik Europas“ (Hanser Verlag, München 2019).

Für seine Gedichte, die für Auswahlbände, Zeitschriften und Anthologien in vierzig Sprachen übersetzt wurden, erhielt er unter anderem den Preis der Leipziger Buchmesse (2015) und den Georg-Büchner-Preis (2017).

Jan Wagner ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, der Freien Akademie der Künste in Hamburg.

Jan Wagner, Foto: (c)Nadine Kunath