Folge 24: „Die Heidenmauer“. J.F. Cooper schreibt den ersten Pfalzroman

Ausgerechnet ein US-Amerikaner schreibt den ersten Pfalzroman, auf Englisch natürlich: James Fenimore Cooper, der Schöpfer des Lederstrumpf und Begründer des historischen Romans und der Seefahrerromane der us-amerikanischen Literatur.

James Fenimore Cooper
© Autor/-in unbekannt/Unknown author, Public domain, via Wikimedia Commons

1832, also vor 190 Jahren, erscheint „Die Heidenmauer oder Die Benediktiner“ in den USA und noch im selben Jahr seine Übersetzung in Deutschland.
„Die Heidenmauer“ spielt Anfang des 16. Jahrhunderts in der Umgebung von Dürkheim. Kern der Handlung ist die Auseinandersetzung zwischen den Mönchen des Klosters Limburg und der nahebei liegenden Hardenburg. Deren Besitzer, die Leininger Grafen, sind als Schutzvögte des Klosters eigentlich für dessen Verteidigung und Wohlergehen verantwortlich. Aber zwischen Burgherren und Kloster gibt es ständig Auseinandersetzungen, bei denen auch die neu aufkommende Reformation Luthers und der Aufstieg der Städte eine wichtige Rolle spielen. Auf dem Höhepunkt des Streits brennen die Herren der Hardenburg und Bürger Dürkheims das Kloster nieder.
Die Heidenmauer, die dem Roman den Titel gab, ist ein großer keltischer Ringwall auf einem Bergrücken in der Nähe, den man damals für ein ehemaliges Römerlager hielt. Hier haust ein geheimnisvoller Einsiedler, dessen Geschichte im Verlauf des Romans enthüllt wird und der besonders mit den weiblichen Hauptfiguren des Romans verbunden ist. Um das Buch auch für Leserinnen attraktiv zu machen, wird die Haupthandlung mit einer romantischen Liebesgeschichte angereichert, deren Ausgang bis zum Schluss offen bleibt.

Damit steht „Die Heidenmauer“ nicht nur in der romantischen Tradition des schottischen Autors Walter Scott und erfüllt die literarischen Kriterien einer „romance“, sondern gehört auch zu den Romanen, die in den USA die Tradition der „gothic novel“ begründen.
Aber noch mehr ist „Die Heidenmauer“ ein Roman, mit dem Cooper eine doppelte Absicht verfolgt: Zum einen will er politische Strömungen der Umbruchzeit zwischen Mittelalter und Renaissance darstellen, zum anderen die Überlegenheit des us-amerikanischen politischen Systems der Demokratie gegenüber feudaler Kleinstaaterei in Deutschland beweisen.

Stilistisch setzt er dies vor allem mit Streitgesprächen und Dialogen um, deren Redner die verschiedenen Positionen vertreten. Und mit einer häufigen Einmischung des Erzählers und dessen Informationen, Belehrungen und Anmerkungen in die Erzählhandlung, die dreihundert Jahre früher spielt.
Eigenartig aber ist, dass der Roman trotz dieser umfangreichen Passagen in der Erzählergegenwart mit keiner Zeile auf die Stimmung im deutschen Vormärz eingeht. Denn, erinnern wir uns, er erscheint just im Jahr des Hambacher Festes von 1832.

Ruine Hardenburg – Tor-Rondell
© Wikimedia Commons: MuckHardenburg-04-Tor-RondellCC BY-SA 4.0
Ruine Hardenburg
© Wikimedia Commons: MuckHardenburg-01CC BY-SA 4.0
Klosterruine Limburg
© Friedrich Haag / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.02014 06 22 Klosterruine LimburgCC BY-SA 3.0 DE
Heidenmauer
© Stadt Bad-Dürkheim, CC BY